Etwas mehr als einen Monat nach der ersten Begehung waren wir heuer Mitte Juli zum zweiten Mal am südlichsten Gletscher Österreichs unterwegs. Nachdem der Winter heuer ja bis Ende Mai gedauert hatte, kam der Wechsel in den Hochsommer umso extremer. Der Juni war mit Abstand der wärmste seit Messbeginn! Mehr als 4°C lag der erste Sommermonat über dem langjährigen Mittelwert. Gerade im Juni sind überdurchschnittliche Temperaturen für den Eiskargletscher ausgesprochen ungünstig. Durch den hohen Sonnenstand und die lange Tageslänge kommt es mit den hohen Temperaturen zu extrem starker Schneeschmelze. Dies machte sich heuer in einer noch nie beobachteten Art und Weise bemerkbar.
Wie schon in den letzten Jahren führten wir an rund 20 Punkten mit einer Lawinensonde Schneehöhenmessungen durch. Während der Schneerückgang in den letzten Jahren im Juni meist um 3m lag, waren es heuer verbreitet 4m, an einzelnen Messpunkten auch nochmals deutlich mehr. Am Eisscheitel lagen nur mehr 2 bis 3 m Schnee, auch der Zungenansatz verfügte nur mehr über eine rund 3m mächtige Schneedecke. Selbst im Bereich des zentralen Lawinenkegel zeigten sich bereits erste apere Stellen.
Einzig im Bereich der Gletscherzunge konnte wir mit der Sonde eine Schneehöhe von über 8m messen. Am westlichen Teil der Gletscherzunge zeigte sich eine neue Rutschfläche. Zum ersten Mal seit über 10 Jahren kam in diesem Bereich eine Blankeisstelle zum Vorschein.
Die geringe Schneedichte bei der Begehung Anfang Juni ließ für den Sommer einen starken Rückgang der Schneedecke erwarten. Dass die Schneehöhendifferenz an einzelnen Messpunkten jedoch über 5m betragen würden, hatten wir nicht erwartet.
Die aktuelle Schneelage lässt für den restlichen Sommer nicht viel Hoffnung über. Bis zum Ende des Gletscherhaushaltsjahres im September wird bis auf einzelne Bereiche im unteren Teil der Gletscherzunge sowie am Wandfuß wohl fast der gesamte Gletscher frei von Altschnee sein. Auch die Gletscherzunge könnte heuer nun doch abreißen.