Witterungsübersicht 2017/18
Der Winter 2017/18 brachte im Gegensatz zu vielen anderen Wintern der letzten Jahre sowohl im Norden als auch im Süden überdurchschnittlich viel Niederschlag. Der September verlief in den Karnischen Alpen um rund 2 K kühler als im Mittel 1981-2010, dazu kam es bereits zu den ersten leichten Schneefällen. Am Dobratsch bei Villach lag bereits an 12 Tagen eine Schneedecke und die maximale Schneehöhe erreichte am Hausberg der Villacher für den September immerhin beachtliche 35cm. Der September brachte durch die kühle Witterung sowie den Neuschnee keine nennenswerten Schmelzprozesse mehr.
Auf den kühlen und feuchten September folgte ein deutlich zu trockener und zu warmer Oktober. Durch den tiefen Sonnenstand sowie die geringe Luftfeuchtigkeit kam es aber auch in diesem Monat zu keinen Schmelzprozessen mehr. Die Schneedecke am Gletscher konnte jedoch nicht an Masse zulegen.
Anfang November winterte das Eiskar dann schließlich endgültig ein. Im Zuge eines Adriatiefs schneite es am Gletscher über 100cm. Bis zum Monatsende herrschte dann winterliches Wetter, größere Neuschneemengen blieben jedoch aus.
Der Dezember brachte dann einen wiederholten Wechsel von milden und kalten Phasen, wobei die Übergänge von teils starken Niederschlagsereignissen begleitet wurden. In Summe lagen die Niederschlagsmengen im Dezember bei 200 bis 300% des Mittelwertes 1981- 2010. Im Eiskar fiel der gesamte Monatsniederschlag in Form von Schnee. Zusätzlich gingen besonders nach den Starkschneefällen um den 11. (~170mm Niederschlag an der Station Plöckenhaus) sowie den 27.12.2017 (~85mm) auch mächtige Lawinen auf den Gletscher ab. Das zweite Niederschlagsereignis brachte selbst in 1200m noch rund 80cm Neuschnee!
Nach den niederschlagsreichen Monaten November und Dezember lagen auch im Jänner die Neuschneemengen über dem Durchschnitt. Am stärksten schneite es dabei rund um den 9. Jänner mit etwas mehr als 100cm Neuschnee.
Anfang Feber kam es nochmals zu rund 50cm Neuschnee. In weiterer Folge schneite es zwar wiederholt, die Niederschlagsmengen blieben aber eher gering.
Im März setzte sich das unbeständige Wetter vom Feber mit wiederholten Schneefallereignissen weiter fort, wobei ein Schneefallereignis mit etwas mehr als 50cm um den 11. und nochmals etwas mehr als 1m Neuschnee zu Monatsende hervorstechen.
Im April änderte sich das Wetter aprupt. Der gesamte Monat verlief deutlich zu mild und nach einem letzten Schneefallereignis am 11. bzw. 12. des Monats setzte selbst im Eiskar anhaltendes
Tauwetter ein.
Damit kann das Ende der winterlichen Akkumuluationsphase sehr schön mit dem 13.4.2018 festgelegt werden.
Anhand der Niederschlagsmessungen beim Plöckenhaus lässt sich für diesen Zeitpunkt für die Schneedecke (ohne Lawineneintrag) ein Wasseräquivalent von mindestens 1200mm abschätzen.
Die weiteren Niederschlagsereignisse im April und Mai fielen fast ausschließlich in flüssiger Form. Die im Mai wiederholt aufgetretenen Gewitter brachten im Eiskar jedoch das ein oder andere Mal Hagelschlag, wobei ein Hagelgewitter Ende Mai bzw. Anfang Juni am gesamten Gletscher für eine mehrere Zentimter dicke Hagelschicht gesorgt hat, welche bei der Begehung am 3. Juni 2018 festgestellt werden konnte.
In Summe brachte das Winterhalbjahr 2017/18 für das Eiskar über weite Strecken günstige Verhältnisse. Große Niederschlagsmengen und darauffolgende Lawinenabgänge ließen eine mächtige Schneedecke am Gletscher entstehen. Die milde und feuchte Witterungsphase im April und Mai sorgte dann aber für eine für diese Jahreszeit außergewöhnlich starke Schneeschmelze.
Wie in den letzten Jahren wurde auch heuer wieder an 20 Punkten die Schneehöhe sondiert. Dazu hatten wir eine maximal 12m lange Lawinensonde mit.
Während uns die Schneehöhen im östlichen, fast von Lawinenabgängen freien Gletscherteil, vor keine größeren Probleme stellten, bedeutete die Sondierung der Schneehöhe im Bereich des Eisscheitels und der Gletscherzunge Schwerarbeit. Der durch die Lawinen teils extrem verdichtete Schnee war von mehreren Eislinsen durchzogen, welche erst nach großer und wiederholter Kraftanstrengung durchstoßen werden konnten.
Im Gegensatz zu anderen schneereichen Wintern dürften die Lawinen dieses Mal auch vom oberen Gletscherteil viel Schnee Richtung Gletscherzunge und Eisscheitel transportiert haben. Das wäre nämlich eine Erklärung dafür, warum die Schneehöhe im Bereich des Wandfußes mit rund 4,9m (Mittel 2011-2018: 5,2m) nur um rund 1m mächtiger ist als jene im östlichen lawinenfreien Gletscherteil (3,9m, Mittel 2011-2018: 3,6m).
Im Bereich des Eisscheitels, des Zungenansatzes sowie auf der Gletscherzunge selbst lag jedoch überdurchschnittlich viel Schnee. Hier konnten die Werte jedoch leider nicht ganz exakt eruiert werden, da die seit nunmehr 8 Jahren im Dienst stehende Lawinensonde bei den Messungen am Eisscheitel sowie in der Gletscherzunge gleich zwei Mal abgebrochen ist. Dadurch reduzierte sich die maximal mögliche Messlänge von 12m auf rund 9m. Zuvor konnten am Eisscheitel noch einmal knapp 12m gemessen werden. In Summe lag die mittlere Schneemächtigkeit hier bei 9,2m (Mittel 2011-2018: 6,6m).
Im Bereich des Zungenansatzes sowie in der Gletscherzunge selbst betrug die Schneehöhe im Mittel knapp 10m (Mittel 2011-2018: 7,5m). Dies ist insofern besonders wichtig, da die Gletscherzunge nach dem extrem gletscherabträglichen Jahr 2016/17 heuer abzureißen drohte. Die große Schneemächtigkeit in diesem Gletscherteil könnte den Prozess des Abreißens aber zumindest um ein weiteres Jahr nach hinten verzögern.
Im Gegensatz zu den letzten beiden Jahren, war auch die Schneedichte wieder deutlich höher. Es werden zwar im Frühjahr keine Dichtemessungen durchgeführt, alleine anhand der Sondierungen lässt sich aber der Aufbau der Schneedecke ganz gut abschätzen.
Die Schneelage Anfang Juni lag über den gesamten Gletscher gesehen mit 6,1m leicht überm Durchschnitt (5,3m).
Dabei ist festzuhalten, dass einzelne Stellen im Bereich der großen Schuttrücken schon auszuapern begonnen haben, während in den Lawinenbahnen noch verbreitet um oder über 10m Schnee gelegen sind.
Bei den zu erwartenden Sommertemperaturen ist davon auszugehen, dass im östlichen Gletscherteil die aktuellen Schneerücklagen großflächig bis spätestens Ende Juli abgeschmolzen sein werden. Entlang des Wandfußes wird wohl ein schmaler Altschneesaum den Sommer überdauern. Am Eisscheitel sowie in der Gletscherzunge ist damit zu rechnen, dass sich bis in den Herbst hinein großflächig Altschnee wird halten können.