So früh wie kaum jemals zuvor ist heuer die erste Begehung des Eiskars nach dem Winterhalbjahr geplant. Aufgrund der Wetterprognose wird Samstag der 29.5.2010 für den "Besuch" im Eiskar festgesetzt.
Das Winterhalbjahr verlief in der Kärntner Bergwelt durchwegs zu kühl, wobei die Monate Dezember bis Feber die größten negativen Abweichungen brachten und gerade die Übergangsmonate April und November teils deutlich zu warm verliefen.
Begonnen hat dieser Winter schneearm. Im September gibt es nur ein schwaches Schneefallereignis und auch im Oktober fällt im Eiskar kaum Neuschnee, die Temperaturen liegen im Oktober aber um rund 1K unter dem vieljährigen Mittel. Nach einem kurzen winterlichen Intermezzo Anfang November verläuft dieser Monat über weite Strecken ausgesprochen sonnig und mild. Erst in den letzten Novembertagen stellt sich das Wetter markant um. Ein Italientief bringt in den Karnischen Alpen rund 200mm Niederschlag, wobei die Schneefallgrenze zwischen 1500 und knapp über 2000m liegt. Ähnlich wie in den Jahren 2008 und 2009 wird das Eiskar somit Ende November Anfang Dezember mit einer extrem kompakten Schneeauflage versorgt. Der Dezember bringt bis zu den Weihnachtsfeiertagen nur wenig Neuschnee. Rund um Weihnachten sorgt aber eine feucht- milde Südwestströmung für wiederholte Schneefälle im Eiskar, sodass die Schneelage mit Jahresende 2009 als zuftriedenstellend zu bezeichnen ist. Der Jänner und Feber 2010 verlaufen kalt und der Jänner deutlich zu trocken. Im Feber kommt es wiederholt zu leichten Schneefallereignisse, in Summe fallen dem vieljährigen Mittel entsprechende Niederschlagsmengen. Der März und April verlaufen in den Karnischen Alpen deutlich zu trocken und der April wartet auch bereits mit einer leicht positiven Temperaturabweichung von rund +1 K auf. Der Mai bringt dann über weite Strecken Aprilwetter, wobei es besonders im ersten Monatsdrittel in Oberkärnten zu teils intensiven Niederschlägen kommt. Die Schneefallgrenze pendelt in dieser Zeit meist zwischen 2000 und 2700m. Somit liegt das Eiskar über lange Zeit genau im Bereich der Schneefallgrenze, der Großteil der Niederschläge fällt am Gletscher aber bereits in flüssiger Form. In den letzten Maitagen kommt es besonders in Südösterreich zu ausgesprochen mildem Wetter. Die 0°C- Grenze steigt auf rund 3500m an und somit setzt im Eiskar endgültig die sommerliche Ablationsphase ein. Im Gegensatz zum Mai 2009 nimmt die Schneehöhe aber im Mai 2010 nicht um 3 sondern "nur" um rund 1,5m ab.
Die Niederschlagsmengen im Winter 2009/10 liegen naturgemäß deutlich unter jenen der Rekordwinters 2008/09. Am Gletscher zeigen sich die Unterschiede einerseits ganz klar im Bereich der Gletscherzunge. Dort liegen heuer um etwa 3-4m weniger Schnee als im Vergleichszeitruam des Vorjahres. Wenn man bedenkt, dass im Zungenbereich am Ende der Ablationsperiode 2009 noch rund 3-4m Altschnee lagen, liegt die Akkumulationshöhe im abgelaufenen Winter etwa 6-7m unter jener des Winters 2008/09.
Am Zungenansatz liegt heuer aber zumindest ähnlich viel Schnee wie Ende Mai 2009. Im westlichen Gletscherteil reicht der Schnee im Bereich des Wandfußes sogar weiter hinauf als im vorangegangenen Jahr.
Im Bereich des Spitzes liegt die Schneehöhe heuer wieder unter jener des Vorjahres und auch am Eisscheitel liegt etwas weniger Schnee als im Vergleichszeitraum 2009. Trotzdem muss man mit der allgemeinen Schneelage Ende Mai 2010 zufrieden sein.
Die Schneeoberfläche war am 29.5.2010 stark geblich verfärbt und abgesehen von den frischen Lawinenstrichen recht weich. Zu meiner Überraschung gab es trotz einer Woche mit sehr hoher Temperaturen auch noch Rücklagen vom Schneefall kurz nach Monatsmitte.