19.- 21.7.2009
Der Großvenediger zählt zu den Größen in den Ostalpen. Mit seinen 3662m stellt er den 4. höchsten eigenständigen Gipfel in Österreich dar. Für eine Besteigung gibt es viele verschiedene Möglichkeiten und im Normalfall werden alle in mindestens 2 Tagen durchgeführt.
Eine der längsten aber auch einsamsten Zustiegsmöglichkeiten führt vom Matreier Tauernhaus (1511m) über den Wildenkogel (3021m) zur Badener Hütte (2608) und dann am 2. Tag über die Kristallwand (3310m), den Hohen Zaun (3451m), die Schwarze Wand (3503m) und das Rainerhorn (3559m) auf den Großvenediger. Von dort geht es dann entweder in einer Gewaltwanderung zurück zum Matreier Tauernhaus oder man nächtigt noch einmal auf der Neuen Prager Hütte (2782m).
1. Tag:
Ausgangspunkt für diese Variante stellt das Matreier Tauernhaus (Parkplatz, gebührenpflichtig) knapp unterhalb des Südportals des Felbertauerntunnels dar. Von hier weg führt ein Steig steil über Wiesen bzw. durch Wald Richtung Südwesten hinauf Richtung Wildenkogel. Ab etwa 1800m verläuft der Steig über Almwiesen und schließlich erreicht man in rund 1950m eine markante Verebnung. Bis hierher findet man teilweise nur Steigspuren und verwaschene Markierungen vor (Stand Juli 2009). Nach dem schönen Boden geht es über eine Steilstufe hinauf zum Löbbensee. Nun folgt man meist einem Bach aufwärts nach Nordwesten, bis sich das Gelände in rund 2600m etwas zurücklegt und man in einer Querung (teilweise noch Schneefelder) nach Südwesten die Wildenkogelscharte (~2850m) erreicht. Jetzt alten Markierungen folgend in einfacher Gratkletterei (I-II) nach Norden auf den Gipfel (3021m). Vom höchsten Punkt geht es zurück hinunter zur Scharte. Je nach Schneelage folgte man nun Steigspuren bzw. quert Altschneefelder (Steinmänner dienen als Wegweiser) nach Westen hin zum Löbbentörl (2770m). Etwas unterhalb des Törls mündet der Steig in den Venediger Höhenweg, welchem man dann leicht ansteigend nach Süden zur Badener Hütte (2608m) folgt.
2. Tag:
Von der Badener Hütte weg führt der Steig auf der Moräne des Frosnitzkeeses aufwärts nach Nordwesten. Vorbei an einem Wegweiser (Kristallwand) steigt man auf der Moräne weiter bis man einen weiteren Wegweiser erreicht (Klettersteig Kristallwand). Entweder man folgt dem Normalweg über den Gletscher oder man wendet sich hier nach Norden und wandert über Schneefelder zum Ostgrat der Kristallwand. Über den vorerst gut gesichteren Grat (Stand Juli 2009) geht es in leichter Kletterei mit schönen Tiefblicken höher. In rund 3100m mündet der Normalweg in einer kleinen Scharte in den Klettersteig ein (Achtung für den Normalaufstieg vom Gletscher zur Scharte muss man über ein rund 10m langes Seil mit offenem unteren Ende hinaufklettern.). Der Weiterweg ist nun nur mehr sporadisch mit Seilen gesichert (Stand Juli 2009). Wiederholt sind einfach Kletterpassagen zu bewältigen. Die letzten 100 Höhenmeter führen dann über eine breite Flanke hinauf zum Gipfel. Für den Weiterweg zum Großvenediger steigt man von der Kristallwand nach Westen auf einen breiten Gletscherrücken ab und folgt diesem in einem weiten Bogen nach Nordwesten bis zum Hohen Zaun (3451m). Von dort geht es leicht bergab in einen Sattel und dann entweder über die Schwarze Wand (3503m) oder an deren Südflanke querend in einen weiteren Sattel (~3480m). Nun steigt man entweder kurz nach Westen über das Rainerhorn (3559m) auf oder man quert dessen steile Nordflanke direkt zum Rainertörl (3416m). Vom weiten Sattel geht es zuerst flach und dann mäßig steil nach Norden zum Gipfelgrat des Großvenedigers. Die letzten Meter zum Gipfel verlaufen über einen sehr schmalen und exponierten Grat. Vom höchsten Punkt steigt man dann wenige Meter im Sinne des Anstiegs ab und wendet sich dann nach links (Osten) und gelangt so über eine Flanke hinunter auf den Oberen Keesboden. Vorbei an der Venedigerscharte (3405m) steigt man über das Schlatenkees nach Nordosten Richtung Neue Prager Hütte ab, wobei man wiederholt Spaltenzonen queren muss. In knapp 3000m verlässt man den Gletscher und wandert leicht an Höhe verlierend über Schneefelder bzw. Toteisfelder zur Neuen Prager Hütte (2782m).
3.Tag
Von der Neuen Prager Hütte führt der Abstiegsweg nach Osten vorbei an der Alten Prager Hütte (2489m) Richtung Tal. In rund 2250m Seehöhe erreicht man eine Weggabelung. Entweder steigt man über den Gletscherlehrweg und das sogenannte Auge Gottes (kleiner See) oder über den etwas kürzeren Normalweg in den Talschluss vin Innergschlöß ab (1718m). Im Talboden angelangt führt ein breiter Fahrweg vorbei an den Hütten von Inner- und Außergschlöß zurück zum Matreier Tauernhaus.
Diese Rundwanderung stellt hohe Ansprüche an die Kondition wie auch das bergsteigerische Können des Alpinisten. Neben einfachen Kletterpassagen führt die Route lange auf Gletschern. Dementsprechend ist auch die Ausrüstung zu wählen. Neben Seil, Gurt, Steigeisen und Helm sind natürlich auch warme Kleidung sowie Navigationshilfen (Karte, Kompass oder GPS) unbedingt mitzuführen. Bei schlechtem Wetter (und in dieser Höhenlage kann das Wetter rasch wechseln) ist der Weg von der Kristallwand zum Großvenediger extrem schwierig und leicht kann es hier zum "white out" kommen. Aus all diesen Gründen ist diese Tour nur erfahrenen und konditionsstarken Bergsteigern zu empfehlen.
Bei schönem Wetter stellt diese Hochgebigrswanderung aber einen wahren Hochgenuss dar. Von herrlichen Almwiesen geht es in atemberaubende Gletscherregionen und beim Abstieg nach Außergschlöß öffnet sich nochmals das ganze Panorama der überschrittenen Gipfel. Der Aufstieg über die Badener Hütte ist zwar lange, dafür aber bei weitem ruhiger als die klassischen Routen und stellt somit besonders für den Genießer eine ausgezeichnete Alternative dar.
Eine etwas andere Art des Großvenedigerabstiegs findet sich unter: http://www.bergzeit.de/magazin/grossvenediger-besteigung-mit-extras/
Die Eidrück müssen gewaltig sein...
Bilder des 1. Tages:
Bilder des 2. Tages:
Bilder des 3. Tages: